Montag, 27. Oktober 2008

Gegenläufige Tendenz?

Während die Bundesjustizministerin heute zusammen mit Vertreterinnen und Vertretern der Justizberufe begrüßenswerterweise das "Bündnis für das deutsche Recht" geschlossen hat, fürchtet London wieder einmal um seinen Ruf als Standort für internationale Rechtsstreitigkeiten.

Die Times berichtet in einem aktuellen Artikel, dass sich die Kosten eines heute im High Court beginnenden Prozesses über die Kontrolle einer Aluminiumfabrik in Tadschikistan auf bis zu 90 Mio. GBP belaufen könnten. Bislang sind nach Angaben der Times nur zwei andere aus der Wirtschaft stammende Fälle bekannt, die teuerer waren.

Der Streit hat bereits zu Verfahren in mehreren Ländern geführt und wird zwischen zwei der weltgrößten Aluminiumproduzenten ausgetragen, nämlich Rusal, dem Russischen Unternehmen im Besitze von Oleg Deripaska und dem Norwegischen Unternehmen Norsk Hydro.

Vermutlich werden die erwarteten Kosten des Verfahrens nun, da die Stundensätze bei Top-Kanlzleien der City bereits GBP 750 pro Stunde erreicht haben, die Debatte über Verfahrenskosten neu entfachen. Das durchschnittliche pro-Kopf Einkommen in Tadschikistan liegt nach Angaben der Times übrigens ebenfalls bei rund 750 GBP, dies allerdings nicht pro Stunde, sondern pro Jahr!

Die englische Anwaltschaft fürchtet, das dieser Fall weiter dazu beiträgt, Unternehmen könnten sich in Zukunft entscheiden Rechtsstreitigkeiten besser an Standorten mit geringeren Gebühren auszutragen. In diesem Zusammenhang bricht die heutige Pressemitteilung des BMJ eine Lanze für den Standort Deutschland; Zitat: "Made in Germany" gilt auch als Qualitätsmerkmal für das deutsche Recht. Es ist vorhersehbar, bezahlbar und durchsetzbar. Es sorgt für einen fairen Interessensausgleich und eine angemessene Verteilung von Risiken.

Ich bin gespannt, ob sich "Made in Germany" auch auf dieser Ebene des globalen Wettbewerbs durchsetzen wird. Seine Produkte und die lokalen "Player" brauchen nach meiner Erfahrung den internationalen Vergleich jedenfalls nicht zu scheuen.

Freitag, 24. Oktober 2008

zum Dritten Mal in Folge!


Heute in der FTD online (siehe auch die Einträge vom 22. und 23. Oktober).

Donnerstag, 23. Oktober 2008

Rating Agentur von Marktentwicklungen überrascht!


Deven Sharma, President von Standard & Poors hat vor dem Oversight Committee des US Repräsentantenhauses behauptet, seine Rating Agentur sei von den Entwicklungen des Immobilien- und Hypothekenmarktes überrascht worden:

"S&P is not alone in having been taken by surprise by the extreme decline in the housing and mortgage markets. Virtually no one -- be they homeowners, financial institutions, rating agencies, regulators, or investors -- anticipated what is occurring. Although we highlighted to investors looming issues we saw in the housing market as far back as early 2006, the reality remains that in publishing our initial ratings on many of these securities we never expected such severe, negative performance in thehousing and mortgage markets. There is no doubt that had we anticipated theextraordinary events that have occurred -- and we did not -- we would haveutilized different economic forecasts and would not have assigned many ofthe original ratings that we did."

Ein meines Erachtens sehr peinliches Statement für ein Unternehmen, dessen Geschäftsmodell darin besteht nach sorgfältiger Recherche und Analyse die Ausfallwahrscheinlichkeit von Anlagen zu bewerten.

Wie Nachforschungen des Oversight Committee ergeben haben, waren S&P Analysten selbst nicht immer von der Stichhaltigkeit ihrer Ratings überzeugt. Dies legen jedenfalls sichergestellte Kopien einer S&P-internen Instant Messgaging Konversation nahe:

Rahul Dilip Shah: btw: that deal is ridiculous
(...übrigens: dieser deal ist lächerlich)
Shannon Mooney: I know right ... model def does not capture half of the risk
(Ich weiss,... die Modelldefinition erfasst noch nicht mal die Hälfte des Risikos)
Rahul Dilip Shah: we should not be rating it
(...wir sollten soetwas kein Rating geben)
Shannon Mooney: we rate every deal
(...wir geben jedem deal ein Rating)
Shannon Mooney: it could be structured by cows and we would rate it
(...selbst wenn es von Kühen strukturiert wäre würden wir ein Rating vergeben)

Wenn schon der eigene Chef öffentlich sagt, S&P sei auch nicht schlauer als der Rest der Welt was die Einschätzung der Marktentwicklungen angeht, dann stellt sich ernsthaft die Frage nach der Sinnhaftigkeit des Unternehmens.

...schon wieder!


Kaum ist eine Nacht vergangen, begegnet uns die im gestrigen Eintrag (s.u.) erwähnte Dame aus Frankfurt schon wieder! Heute ziert das gleiche Bild die Titelseite der CITY A.M., einer der in London frei erhältlichen Tageszeitungen.

Mittwoch, 22. Oktober 2008

Unbekannte Repräsentantin des Frankfurter Börsenhandels


Heute fällt mir wieder auf, dass die oben abgebildete Dame, die bei der Frankfurter Börse zu arbeiten scheint, erstaunlich oft ins Bild gebracht wird, wenn über den wichtigsten deutschen Finanzmarkt berichtet wird (Die Rechte an diesem Foto hat Reuters).

So war dieselbe Person in den vergangenen Wochen bei Berichten über die weltweite Finanzkrise bereits in verschiedenen Ausgaben der Financial Times abgebildet. Nun erscheint ihr Antlitz in einem SpiegelOnline Artikel mit dem Titel "Dax steuert Jahrestief an". Ich hoffe, dass Sie dadurch nicht ungewollt zur Symbolfigur fallender Kurse wird, sondern auch dann erscheint, wenn die Aktien wieder steigen!

Jugendstrafe wegen Diebstahls virtueller Sachen




In Leeuwarden wurden, wie heute die Zeitung NRC Handelsblad meldet, zwei Jugendliche im Alter von 14 und 15 Jahren zu 200 bzw. 160 Stunden gemeinnütziger Arbeit verurteilt, weil sie einen 13jährigen Schulkameraden solange drangsaliert und geschlagen hatten, bis dieser Ihnen Gegenstände übertrug, die er in dem Online-Spiel "Runescape" erworben hatte.

Das Urteil, dass es sich bei virtuellen Sachen auch um Sachen im Sinne von Art. 310 des Wetboek van Strafrecht (Niederländisches Strafgesetzbuch) handelt, ist bisher einmalig.

Noch im November hatte die sich die Polizei mit einem Fall zu befassen, in dem virtuelle Möbel im Werte von rd. 4.000 EUR aus dem "Habbo Hotel", einem Internet-Treffpunkt für Jugendliche, "entwendet" worden waren. Die online-Währung, mit der diese Möbel zu kaufen sind, müssen Spieler mit echtem Geld erwerben. Die Tat blieb damals ungeahndet.

Mehr dazu (auf niederländisch) bei NRC Handelsblad oder bei Webwereld.nl.

Dienstag, 21. Oktober 2008

Mitleid mit HRE Bankern

Noch bis vor wenigen Tagen zeigte das Restaurant "Konditor & Cook", welches auch im "Gherkin" genannten Büroturm in der Londonder City (siehe oben links) beheimatet ist und eine Niederlassung der Hypo Real Estate Bank zu seinen Mitbewohnern zählt, ein wenig Mitleid.

So erhielten dort, gegen Vorlage des Betriebsausweises, die gebeutelten Mitarbeiter der HRE einen chocolate chip cookie (solange der Vorrat reicht) umsonst. Da soll noch einer sagen, niemand habe ein Herz für Banker.

In den per e-mail täglich neu versandten Speisekarten fehlt dieses Angebot jedoch seit dieser Woche. Vielleicht liegt es an den erfolgreich geschnürten Rettungspaketen für die Banken...