Gegenläufige Tendenz?
Während die Bundesjustizministerin heute zusammen mit Vertreterinnen und Vertretern der Justizberufe begrüßenswerterweise das "Bündnis für das deutsche Recht" geschlossen hat, fürchtet London wieder einmal um seinen Ruf als Standort für internationale Rechtsstreitigkeiten.
Die Times berichtet in einem aktuellen Artikel, dass sich die Kosten eines heute im High Court beginnenden Prozesses über die Kontrolle einer Aluminiumfabrik in Tadschikistan auf bis zu 90 Mio. GBP belaufen könnten. Bislang sind nach Angaben der Times nur zwei andere aus der Wirtschaft stammende Fälle bekannt, die teuerer waren.
Der Streit hat bereits zu Verfahren in mehreren Ländern geführt und wird zwischen zwei der weltgrößten Aluminiumproduzenten ausgetragen, nämlich Rusal, dem Russischen Unternehmen im Besitze von Oleg Deripaska und dem Norwegischen Unternehmen Norsk Hydro.
Vermutlich werden die erwarteten Kosten des Verfahrens nun, da die Stundensätze bei Top-Kanlzleien der City bereits GBP 750 pro Stunde erreicht haben, die Debatte über Verfahrenskosten neu entfachen. Das durchschnittliche pro-Kopf Einkommen in Tadschikistan liegt nach Angaben der Times übrigens ebenfalls bei rund 750 GBP, dies allerdings nicht pro Stunde, sondern pro Jahr!
Die englische Anwaltschaft fürchtet, das dieser Fall weiter dazu beiträgt, Unternehmen könnten sich in Zukunft entscheiden Rechtsstreitigkeiten besser an Standorten mit geringeren Gebühren auszutragen. In diesem Zusammenhang bricht die heutige Pressemitteilung des BMJ eine Lanze für den Standort Deutschland; Zitat: "Made in Germany" gilt auch als Qualitätsmerkmal für das deutsche Recht. Es ist vorhersehbar, bezahlbar und durchsetzbar. Es sorgt für einen fairen Interessensausgleich und eine angemessene Verteilung von Risiken.
Ich bin gespannt, ob sich "Made in Germany" auch auf dieser Ebene des globalen Wettbewerbs durchsetzen wird. Seine Produkte und die lokalen "Player" brauchen nach meiner Erfahrung den internationalen Vergleich jedenfalls nicht zu scheuen.