In einem Anfang Oktober hier veröffentlichten Interview für die Financial Times warnte Lord Goldsmith, der ehemalige Generalstaatsanwalt (attorney general) von England und Wales, dass die aus der Finanzkrise zu erwartenden Verfahren die Ressourcen der Londoner Gerichte übermäßig beanspruchen könnten.
Goldsmith wurde nach seinem Rücktritt vor etwa einem Jahr "European Chair of Litigation" bei der Londoner Niederlassung von Debevoise & Plimpton (einer US Kanzlei, in der auch ich als "Mitarbeiter auf Zeit" einmal ein Gastspiel gegeben habe). Lord Goldsmith sieht eine Gefahr für den Ruf Londons als internationales Zentrum für die Beilegung kommerzieller Streitigkeiten, wenn sich die Gerichte nicht rechtzeitig auf den von ihm erwarteten Ansturm einrichten sollten.
Warnzeichen über das Budget der Justiz gebe es jetzt ohnehin schon. Wenn nun Verfahren mit zahlreichen Beteiligten auf die Gerichte zukämen, so könnte dies zu Problemen führen. So sei es schon schwierig einen geeigneten Raum für so viele Parteien und ihre Anwälte zu erhalten.
Die FT schreibt jedoch auch, dass die ursprünglich im Zusammenhang mit dem Kollaps von Northern Rock erwartete Klagewelle bislang ausgeblieben sei. Die Zeitung zitiert Anwälte mit der Aussage, dass zwar bereits einige Streitigkeiten aus der Finanzkrise vor sich hin köchelten, die beteiligten Parteien aber sowohl wegen der zu erwartenden Kosten, aber auch wegen möglicher Reputationsschäden einer Klageerhebung zurückhaltend gegenüberständen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen